Heute wollen wir uns die Oberstadt anschauen, natürlich nicht ohne den Dolac mitzunehmen. Schließlich geht es zu einer früheren Zeit los, so der Plan. Allerdings nicht zu früh, wir sind ja in Urlaub.

Nach dem Frühstück machten wir uns gemütlich auf den Weg. Wieder mit der Tram in die Innenstadt und direkt Richtung Markt. Die aufmerksamen Leser unter Euch bemerken natürlich: Der Markt gehört nicht zur Oberstadt (Gornji Grad), liegt aber auf dem Weg.

Weiter ging´s zu Fuß in die Oberstadt, obwohl man einen einfacheren, wenig beschwerlichen Weg, nehmen könnte (s. unten Uspinjača). Lara ist unser Guide, also gehen wir hinterher… und das war gut so. Nicht jeder Tourist findet die kleinen Ecken, die versteckten Fotomotive.

Wie dieses Guliver Wandpanorama:

Guliver

Gornji Grad - die Oberstadt

Wer wie wir nicht über die Standseilamt die Oberstadt „erklimmt“ wird schnell DAS Fotomotiv Zagrebs entdecken: das Dach der St.-Markus-Kirche.

Doch bevor wir den Markusplatz mit der Markuskirche und ihrem tollen Dach erreichten, schauten wir an einer ganz besonderen Stelle vorbei, dem Steinernen Tor (Kamenita vrata). Ein Ort der Stille und Andacht. Eigentlich führen alle Stadtführungen hier vorbei. Historisch gesehen ist es eines der letzten Überreste der Stadtmauer von Zagreb aus dem 13. Jahrhundert. Zur Andachtsstelle wurde das Tor erst 1731, nachdem der Überlieferung nach eine Frau nach einem verheerenden Brand in der Stadt ein unbeschädigtes Marienbild in ihrer Wohnung fand. Die Frau ließ daraufhin einen Andachtsraum errichten. Das Tor überstand das Erdbeben 2020 völlig unbeschadet. Die vielen steinernen Danktafeln an der Wand sind alle intakt.

Hier in der Oberstadt sind die Erdbebenschäden bedauerlicherweise dennoch um einiges präsenter als im Rest der Stadt. Auch hier darf man die öffentlichen Gebäude, speziell die Kirche, nicht betreten. Der Markusplatz ist gesperrt. Die Gebäude von Parlament und Regierung Kroatiens sind zudem noch aus einem anderen Grund von der Öffentlichkeit abgeriegelt.

Am 12. Oktober 2020 spielten sich dramatische Szenen auf dem Markusplatz ab. Morgens schoss ein 22-jähriger kroatischer Staatsbürger mit einem Sturmgewehr auf den Regierungssitz. Vier Kugeln trafen einen Polizeibeamten am Eingang. Der Attentäter feuerte danach weitere Kugeln auf das gegenüberliegende Parlamentsgebäude. Nach einem Schusswechsel mit weiteren Polizeibeamten floh der Attentäter, der sich wenig später in der Nähe das Leben nahm.

In seinem Facebook-Profil äußerte sich der Attentäter: „Genug der Betrügereien und des rücksichtslosen Tretens auf menschliche Werte ohne jede Verantwortung“.

Der Attentäter stammte aus dem rechten Milieu. In seinem Elternhaus wurde ein illegales Waffenarsenal in Besitz seines Vaters, eines Kriegsveteranen, beschlagnahmt.

Der Vorfall zeigte, dass das Sicherheitskonzept auf dem Markusplatz dringend geändert werden muss. Allerdings ist hier das größte Problem ein Urteil des Verfassungsgerichtes, das 2011 befand, dass der Platz frei zugänglich sein muss.​

Bis dahin ist alles abgeriegelt…

Panorama Markusplatz

Vom Markusplatz führte unser Weg durch die Ćirilometodska ulica. Vorbei am Rathaus, dem Museum für naive Kunst (wer´s braucht…) und an der Griechisch-Katholischen Co-Kathedrale St. Cyril und Methodius. Hier konnten wir zumindest einen Blick hinein werfen, die Tür war geöffnet. Sie ähnelt eher einer orthodoxen Kirche. Von hier sind es nur noch wenige Schritte zum Lotrščak-Turm. Auch er darf auf keiner Besucherliste fehlen. Unbedingt raufgehen, auch wenn er Eintritt kostet. Die Aussicht ist phänomenal. Täglich um 12 Uhr wird hier ein Kanonenschuss abgefeuert. Wir waren etwas später, deshalb dieses Video.

Panorama Aussicht Lotrščak-Turm

Nach dem Aufstieg haben wir uns ein Eis verdient. Auf dem Weg zu einem der besten Konditoreien genossen wir erst noch das Wetter, die Aussicht, das Flair. Zagreb ist einfach schön.

Viele nennen sie als den schönsten Platz der Stadt: die Strossmayer Promenade. Wir schließen uns da an, und kommen erstmals auf den Gedanken: wie schön muss es hier zur Weihnachtszeit sein. Dieses besondere Flair zieht viele Künstler und kreative Geister an. Am einfachsten gelangt man über die Standseilbahn (Uspinjača).

Sie verbindet die Unterstadt mit der Oberstadt. Die „Bergstation“ endet an der Strossmayer-Promenade. Mit nur 66 Metern Länge ist sie eine der kürzesten Standseilbahnen der Welt, dafür ist sie eine der steilsten. Schließlich überwindet auf diese Distanz ganze 30,5 Höhenmeter. Man überlegt sich also, ob man den Treppenweg an der Talstation nutzt, oder die Wartezeit in Kauf nimmt. Übrigens wartet man sowieso nicht lange…

Wir sind sie talwärts gefahren, da wir ja, wie oben erwähnt, die Oberstadt bereits erklommen haben. Für Ben gab´s jedenfalls kein Halten mehr…

Ganz ehrlich? Was ist auch ein Besuch in Zagreb, ohne mit der Uspinjača gefahren zu sein?

Unten angekommen ging´s schnurstracks zur Konditorei Vincek. Proppenvoll der Laden. Kein Wunder bei dem Wetter und genau zur „Kaffeezeit“.

Auf Reisen lernt man bekanntlich viel. Eine kroatische Spezialität ist „Maronenpüree“. Das habe ich bisher so nicht gekannt. Hier ein leckeres Rezept.

Es ist spät geworden. Auf dem Heimweg bei einem der vielen Straßenhändler haben wir uns eine Portion Maronen gekauft. Die waren riesig und entsprechend lecker.

Architektur-Interessierte sollten sich die Oktogon-Passage anschauen. Sie verbindet die Ilica mit dem Trg Petar Preradovića (Blumenplatz)

Unserer Bierprobe zum Tagesabschluss setzte einen tollen Schlusspunkt. Wir haben ein paar Bierchen der Pivovara Medvedgrad verköstigt… und genossen. Die Marketing-Strategie hat bei uns zumindest beim Einkauf im Supermarkt funktioniert. Coole Etiketten und noch originellere Namen. Das aktuell gebraute Lager heißt z. Bsp.: KÜSS DIE HAND. Für die Übersetzung der anderen haben wir ja Lara. Wobei man die deutsche Bezeichnung auf den Etiketten findet.

Google sagt uns: die Brauerei liegt zwar am Nordrand der Stadt, aber einen Brauereiausschank gibt es tatsächlich in der Ilica. Eingeplant…